THRILLER:
Das Jesus Video
Verlag:
Bastei LübbeAusgabe: Taschenbuch
Erschienen: 12 / 2002
ISBN: 3-404-14893-2
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Inhalt:
Der junge Amerikaner Stephen Foxx, Unternehmer, Student und Mitglied der Explorer’s Society, befindet sich als Mitarbeiter einer archäologischen Ausgrabung in Israel. Bereits kurz nach Beginn der Arbeiten stößt er in einem 2000 Jahre alten Grab neben einem Leichnam auf die Bedienungsanleitung einer Videokamera. Ein Scherz? Schnell stellt sich heraus, dass die Bedienungsanleitung tatsächlich seit der Zeit Christi in dem Grab gelegen hat. Und nicht nur das. Die Kamera, welche die Schrift beschreibt, ist erst in der Entwicklung und wird frühestens in einigen Jahren auf den Markt kommen. – Das muss ein Scherz sein!
Gleichwohl nehmen andere den Fund sehr ernst. Allen voran John Kaun, Manager eines Medienkonzerns mit eigenem TV-Nachrichtensender. Ausgerechnet Kaun hat die Ausgrabung finanziert und ist nun sehr interessiert an diesem Fund. Wo eine Bedienungsanleitung ist, muss auch eine Kamera sein und wo eine Kamera ist, gibt es auch ein Video. Mit Hilfe von Archäologen und dem deutschen SF-Autor Eisenhardt werden Spekulationen aufgestellt. Ein Zeitreisender muss die Kamera mit in die Vergangenheit genommen haben. Doch zu welchem Grund? Welche Ereignisse jener vergangenen Tage könnten dieses Wagnis wert gewesen sein, denn immerhin, wie sich in an dem Leichnam belegen lässt, war es eine Reise ohne Wiederkehr. – Jemand hat den wahrhaftigen Jesus filmen wollen, den Erlöser! Eine andere Möglichkeit kann es nicht geben. Während Kaun sich ausmalt, wie er aus seinen finanziellen Schwierigkeiten kommen kann und ob nicht der Vatikan im höchsten Maße daran interessiert sein müsste, das Video zu kaufen, verfolgt Stephen Foxx eine andere Spur.
Gemeinsam mit seinen israelischen Bekannten Judith und deren Bruder Yehoshuah untersucht er einen Fund, den er bei der Entdeckung der Bedienungsanleitung unterschlagen hat: einen privaten Brief des Toten. Bald steht fest, dass die Kamera existiert. Aber wo ist sie versteckt? Tief unter der Erde in einem Tunnel nahe der Klagemauer? Oder in einem abseits gelegenen Kloster weit draußen in der Wüste? Und was ist mit der Legende über den Mann, der mit einem Spiegel das Antlitz des Herrn einfing? Leider bleiben diese Informationen nicht lange geheim. Bald sind nicht nur die Häscher von John Kaun Stephen auf der Spur, sondern auch der Vatikan schickt eine Sorte Priester hinterher, die nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel sind. Für diese Männer ist klar, ein Video von Jesus darf es nicht geben.
Meinung:
Ein Thriller, ein wenig Science Fiction, Spannung, überraschende Wendungen und selten vorhersehbar, das ist Unterhaltung pur, die beim Lesen wirklich Spaß macht.
Natürlich müssen auch Abstriche gemacht werden, die allerdings das Lesevergnügen nicht schmälern. Die Häscher des Vatikans sind in dieser Form in Romanen nicht unbekannt, denkt man an "Assassini" von Thomas Gifford. Auch die Idee einer Zeitreise in die Tage Jesu ist nicht neu. Der Autor Andreas Eschbach gestattet sich im Roman eine kleine Anspielung darauf ("I.N.R.I. – oder Die Reise mit der Zeitmaschine" von Michael Moorcock). Aber das spielt keine Rolle. Eschbach gelingt es Erwartungen zu schüren, Richtungen anzuzeigen, die dann doch in eine andere Wendung nehmen.
Auch gestattet er sich das Spiel mit der konstruierten Überraschung, zum Beispiel als Stephen in New York einen Freund telefonisch erreichen will, der just an diesem Tag bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Es schadet nicht. Was passieren kann, kann passieren - das Gesetz von Murphy in etwas abgewandelter Form.
Andreas Eschbach hat sich für einen in Israel spielenden Roman auch gut vorbereitet. Wenngleich das Lebensgefühl und die politische Situation in Israel eine untergeordnete Rolle spielt. Als Basis hätte auch ein anderes geschichtsträchtiges Land herhalten können – aber dort lebte Jesus nun einmal nicht.
Ähnlich wie es Steve Alten mit seinen MEG-Romanen schafft, nimmt sich auch Eschbach einige bekannte Versatzstücke vor, rührt sie aber so geschickt untereinander, dass es kaum auffällt – und falls doch, stört es nicht, denn er durchbricht das Spiel mit den Erwartungen des Lesers mit jedem neuen Kapitel. So bleibt das Buch von der ersten bis zur 651ten Seite spannend.
Fazit:
Wer einen Thriller aus deutschen Landen lesen möchte, der sich hinter der allmächtigen Konkurrenz aus Übersee nicht zu verstecken braucht und etwas sucht, dass er oder sie auch zu spätabendlicher Stunde nicht aus der Hand legen möchte, weil das nächste Kapitel unbedingt noch gelesen werden muss und zudem noch eine Spur Fantastik in Geschichten verträgt, ist mit "Das Jesus Video" von Andreas Eschbach bestens beraten.
Bildquelle: Bastei Lübbe[
mn ]
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