THRILLER:
Eine Billion Dollar
Verlag:
Verlagsgruppe LübbeAusgabe: Taschenbuch
ISBN: 3-404-15040-6
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John Fontanelli lebt ziemlich erbärmlich im großartigen Big Apple. Mehr schlecht als recht schlägt er sich mit dem Austragen von Pizzas durch, seine Freundin hat ihn hinausgeworfen, sein bester Freund ist Musiker und Kiffer.
Ein ehemaliger Schulkamerad zeigt, wie es besser im Leben geht, mit tollem Beruf, viel Geld und allen Annehmlichkeiten und John weiß ganz genau, dass er das nie haben wird. Eines Tages wird er zu einer Testamentseröffnung bestellt. Die vier italienischen Anwälte, die Vacchis, erklären ihm nach und nach, dass ihn ein wirklich hohes Erbe erwarte. Aus Millionen werden Milliarden, aus Milliarden wird eine Billion: 1.000 Milliarden, der größte Privatbesitz aller Zeiten.
Fontanelli, der Habenichts, ist plötzlich jemand. Auf Empfehlung seiner neuen Anwälte siedelt er nach Italien über, wird italienischer Staatsbürger und erfährt schließlich, wie es zu diesem sagenhaften Vermögen kommen konnte und warum ausgerechnet er es erhält. Ein Vorfahr von ihm tätigte vor hunderten von Jahren eine Prophezeiung und legte den Grundstein für das Vermögen. Eine Stiftung pflegte das Kapital und vermehrte es alleine durch Zins und Zinseszins.
Anfänglich ist es für John wie ein Märchen. Die Vacchis machen ihn langsam mit seinem neuen Leben vertraut. Erste Intrigen treten auf. Sein eigener Bruder versucht ihm das Vermögen abzujagen. Und die Prophezeiung nagt an John: Der Besitzer des Vermögens werde den Menschen ihre Zukunft zurückgeben. Als sich John in seiner Unkenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge mit Malcom McCaine verbündet, bedeutet das einen Bruch mit den Vacchis, die dem britischen Finanzier McCaine unterstellen, er wolle sich das Vermögen nur unter den Nagel reißen.
McCaine jedoch verfolgt eine andere Linie. Seine Theorie zur Prophezeiung besagt, dass das Geld dafür genutzt werden müsse, um Macht zu erlangen und so bestimmen zu können, wohin die Geschicke der Menschheit gelenkt werden.
Johns Leben wird zum Schneeball. Es rollt, wird immer größer und nimmt immer mehr Fahrt auf. Aber er verliert auch zusehends die Kontrolle. McCaine agiert hinter den Kulissen und hat keinerlei Probleme damit, vor John Geheimnisse zu haben. Schließlich erkennt John, was eigentlich die Wurzel allen Übels ist. Doch die Erkenntnis ist nur ein erster Schritt.
Der Auftakt der Geschichte ist phantastisch, die Idee zur Geschichte ist es auch. Innerhalb von 500 Jahren reift ein traumhaftes Vermögen heran, nur herangezüchtet durch Zins und Zinseszins. Eine Vision ist schuld, dass einst ein einfacher Mann eine kleine Summe hinterließ und diese einer Familie anvertraute, die es über Generationen hinweg mehrte.
So weit die Grundidee, die in ihrer Ausführbarkeit wohl im Bereich des Möglichen liegt und die zeigt, oder besser andeutet, was mit einer bestimmten Summe in der Hand eines einzigen Menschen möglich ist, wie sehr es das Leben von Millionen, ja, der ganzen Welt beeinflussen könnte. Das ist der ernste Hintergrund der Geschichte. Oberflächlich lernt der Leser zusammen mit John die Möglichkeiten kennen, die ein solches Vermögen bietet. Luxus, schöne Frauen, Müßiggang, aber auch Neid und Missgunst.
Das Problem ist, dass einen der Verlauf der Geschichte nicht wirklich überrascht, wenn das Muster erst einmal erkennbar wird. Es ist die Faszination an diesem Leben einerseits, der Voyeurismus andererseits, wie er aus Illustrierten der unterschiedlichsten Gesinnungen bekannt ist, der einen am Ball bleiben lässt.
Aber natürlich ist es auch die geheimnisvolle Prophezeiung über den Mann, der mit diesem Vermögen der Menschheit die verlorene Zukunft zurückgeben wird. Letztlich dreht sich alles nur um dieses eine Ziel und der Marathon dorthin ist einerseits zu lang, andererseits auch wieder nicht lang genug. Doch das ist letztlich ein rein subjektiver Eindruck, und es ist stets eine beeindruckende Leistung, wenn ein roter Faden über einen mehrere hundert Seiten andauernden Handlungsstrang durchgezogen wird. Trotz der Länge kommt kaum Langeweile auf, da der Autor Andreas Eschbach es schafft, stets eine neue Wendung im Geschehen zu finden.
Was mich am Ende enttäuscht hat, war der Schluss, der etwas zu aufgesetzt wirkte. Aber wie es auf den jeweiligen Leser wirkt, muss nun auch ein jeder für sich entscheiden. Für viele genüssliche Lesestunden ist dieser Roman in jedem Fall gut.
Bildquelle: Bastei Lübbe[
mn ]
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