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INTERVIEWS: Christina, Webmasterin von Elronds Haus


In dieser Rubrik beschäftigen wir uns u.a. mit den Machern hinter beliebten Internetprojekten, die rein privat auf die Beine gestellt werden. Christina, Webmaster von Elronds Haus (www.elronds-haus.de), einer Homepage mit Schwerpunkt über den "Herr der Ringe", war so lieb, der Redaktion einige Fragen zu beantworten.

Fiction Zone:
Der Herr der Ringe ist eine sehr schöne Geschichte. Aber es ist auch nicht die übliche Schnelllesekost, wie sie in der Fantasy heute oft zu finden ist. Wie erklärst Du Dir - mal abgesehen vom Hype durch die Kinofilme -
den lang anhaltenden Erfolg gerade dieser Trilogie? Was ist Deiner Meinung nach das wirklich Besondere daran?

Christina:
Ich weiß es manchmal selber nicht… ich glaube, zu einem eher kleinen Teil liegt die Anziehungskraft tatsächlich in der Geschichte, also in dem klassischen Kampf von Gut gegen Böse, aus dem nur jemand "Normales", jemand ohne besondere Macht, als Sieger hervor gehen kann.

Als ich aber kürzlich mal wieder das Buch angefangen habe, diesmal auf englisch, war ich sofort wieder total gefangen von der Art und Weise, wie Tolkien erzählt. Ich glaube, dem kann sich keiner entziehen, der gerne liest. Diese unglaubliche Detailtreue und einfach nur wunderschöne Sprache findet man heute leider nur noch ziemlich selten in Fantasybüchern – obwohl es sicher auch Autoren gibt, die es zum Beispiel in Spannung und Lebendigkeit der Charaktere leicht mit Tolkien aufnehmen können.
In der neuen Übersetzung ist die Sprache meiner Meinung nach leider etwas verloren gegangen, bis hin zu Stellen, die einfach nur völlig daneben sind.
Aber anscheinend lesen die Leute auch diese Übersetzung gerne.

Zum anderen hat Tolkien seine Welt so perfekt entwickelt und durchdacht wie kein anderer; man kann wirklich in Mittelerde versinken, weil die Welt in allen Einzelheiten entworfen ist. Vielleicht (hoffentlich) erkennen die Leser ein liebevoll gemachtes Buch, wenn sie eins sehen, und lesen daher den Herr der Ringe so gerne, auch über Jahre hinweg. Das alles zusammen – eine intelligente Geschichte, die liebevolle Sprache und Erzählweise und die vielen Details, die Mittelerde lebendig machen - machen für mich den Reiz aus.

Fiction Zone:
Es gibt verschiedene Arten, sich mit einem Thema zu beschäftigen. Man kann alles dazu lesen oder auch sammeln. Du hast eine Homepage ins Leben gerufen und eine äußerst beliebte dazu. Wie vertragen sich High Fantasy und High Tech Deiner Meinung nach?

Christina:
Danke erstmal :). Warum sollten sich Technik und Fantasy nicht vertragen?
Wenn das der Weg ist, um den Leuten etwas näher zu bringen - und Bücher scheinen ja trotz wieder steigender Zahlen an Lesern an Beliebtheit eher zu verlieren - dann ist das ein guter Weg. Wobei ich den Verdacht hege, dass die wirklichen Fantasy-Fans auch noch wirklich häufig 'altmodische' Bücher lesen, und eben Rollenspiele spielen, statt nur bei Filmen und so weiter hängen zu bleiben.

Das Internet ist für mich nicht wirklich 'Hightech', sondern eben eine ganz
einfache und praktische Plattform, um ein Thema möglichst vielen Leuten zugänglich zu machen; ohne Fantasy hätte ich mich niemals so mit dem Internet beschäftigt und hätte am Rande sehr viele Leute, die ich heute nicht mehr vermissen will, kennen gelernt.

Im Internet kann jeder visuell gestalten, was er will (wenn es im Bereich der eigenen Möglichkeiten liegt), und deshalb ist das Internet mit seinen Webseiten eigentlich ideal, um Fantasy darzustellen - hoffentlich wirklich High Fantasy, denn Seiten mit putzigen Elfen sind nicht wirklich mein Ding. Insofern ergänzen sich die beiden Sachen perfekt ;) - auf schönen, stimmungsvollen Fantasyseiten kommt ja auch kein High-Tech-Feeling rüber, sondern eben nur die gute Stimmung. Vielleicht gibt es in vielen Jahren noch ganz andere Hightech-Möglichkeiten, um Fantasy 'wahr' zu machen, zum Beispiel in virtuellen Umgebungen und so weiter. Falls das einmal so sein sollte, freue ich mich schon drauf.

Fiction Zone:
Manche Geschichten haben Grundsteine gelegt. Der "Herr der Ringe" hat eindeutig eine Richtung vorgegeben, die Scheibenwelt hat einen neuen lustigen Fantasy-Zweig aufgemacht. Glaubst Du, es wird noch einmal für die Fantasy eine ähnlich wichtige Buchreihe geben? Oder hat man eigentlich in der Fantasy schon alles gelesen?

Christina:
Ich glaube, es wird auf jeden Fall noch einmal eine neue Buchreihe geben!
Vielleicht keinen neuen Fantasyzweig, ehrlich gesagt fallen mir da nicht mehr so viele Genres ein, die man neu erfinden könnte, aber neue und überdurchschnittlich gute Buchreihen gibt es ja noch! (Neben sehr viel Ramsch; nebenher gesagt kommt mir Fantasy oft total inflationär vor - jeder kann so ein typisches Fantasybuch schreiben, aber herausstechen aus der Masse tun leider nur wenige)

Als Beispiel: Die Osten-Ard-Saga um den Drachenbeinthron von Tad Williams halte ich für die wichtigste neue Reihe, die es gibt. Und auch für die beste, die Bücher sind einfach so wahnsinnig gut, so dicht erzählt, dass sie ein moderner Klassiker sind. Williams ist ja auch extrem erfolgreich, auch mit den noch aktuelleren "Otherland"-Bänden, und hat eine große Fangemeinde. Dabei ist das klassische Fantasy, mit Schwertern und Drachen und allem drum und dran.
Tolkiens "Herr der Ringe" ist vielleicht auch deshalb so wichtig, weil es mit die ersten Fantasybücher waren, zu einer Zeit, als man eben nicht die Auswahl aus hunderten von Autoren dieses Genres hatte. Es ist ein zeitloser Klassiker, und damit ist es sehr schwer eine "ähnlich wichtige" Buchreihe zu schreiben. Selbst wenn man besser schreibt als Tolkien, wollen die Leute eben den "Herr der Ringe" als absoluten Fantasy-Grundstein wissen, den sogar schon die Eltern verschlungen haben.

Fiction Zone:
Stichwort: Buch vs. Film vs. Internet.
Der "Herr der Ringe" entstand in einer Zeit, als das Angebot deutlich geringer war und die Möglichkeiten, sich zu unterhalten, viel eingeschränkter. Hätte Tolkien mit seiner Geschichte angesichts der heutigen Vielfalt überhaupt noch eine Chance aus dieser Masse herauszuragen? Oder hatte er vielleicht auch Glück ein Kind seiner Zeit zu sein, als noch alles überschaubar war?

Christina:
Hm, gute Frage. Ich denke, dass es schon ein Vorteil war, den Tolkien damals hatte. Heute würde er vielleicht zum einen in der Masse der Bücher und Filme untergehen, und zum anderen wären die Leute eventuell weniger interessiert an einem solchen Wälzer, der vom Erzählstil her den Zeitgeist einfach nicht mehr trifft. Das sieht man ja schon an der neuen Krege-Übersetzung, die sich teilweise "hipper" Sprache bedienen muss. Man müsste wohl unglaublich viel Promotion machen, um ein so langes, kompliziertes und stellenweise schwerfälliges Buch zu verkaufen; ich glaube, dass die Leute heute eher schnellere, plastischere Sachen lesen wollen. Ich bin nicht mal sicher, ob ich das Buch lesen würde, käme es heute heraus ;).

Es kommt mir allerdings auch oft so vor, dass der Buchmarkt einfach riesig ist, so dass es fast gar kein Buch mehr schafft ein Klassiker zu werden - obwohl es natürlich jede Menge Bestseller gibt. Ob ein Kultroman dabei ist, den die Leute noch in drei Generationen lesen, bezweifle ich irgendwie. So gesehen, hat Tolkien sein Buch wohl zur richtigen Zeit geschrieben.

Fiction Zone:
Die Seiten Deiner Homepage haben wohl - wenn ich richtig informiert bin - schon eine vierstellige Anzahl erreicht. Für eine private Seite ist das außergewöhnlich. Und als wäre das noch nicht genug, kommt noch ein Webring zum Thema HdR-Fanfiction dazu. Was hast Du als nächstes geplant? - Sofern Du das nicht lieber geheim halten möchtest und wir uns überraschen lassen müssen. :-)

Christina:
Ewas sehr Geheimes und Spektakuläres habe ich leider zurzeit nicht zu bieten - ich möchte den Fanfiction-Bereich noch weiter ausbauen und die größte deutsche Sammlung an Herr-der-Ringe-Fanfictions im Netz haben (abgesehen von fanfiction.net natürlich); ich habe auch schon darüber nachgedacht, eine eigene Webseite nur für die Fanfictions zu bauen. Das ist im Moment echt meine große Leidenschaft, deshalb kamen eben auch nach und nach der Fanfiction-Webring (der ja nur klein ist, ca. 23 Mitglieder im Moment) und eine Fanfiction-Mailingliste hinzu. Solche Fandoms haben ein unglaubliches Potential im Internet, und inzwischen kommen die meisten Besucher wohl auch gerade wegen dem Archiv auf meine Seite.

Es wird in Zukunft ein paar Wettbewerbe in Richtung Fanfiction-Schreiberei geben, sobald ich Sponsoren und damit Preise zusammen habe. Viel mehr habe ich nicht geplant, weil mich die ganzen Updates echt schon auslasten. Es wird allenfalls noch mehr saisonale Specials geben, so auch dieses Jahr wieder einen Adventskalender für die Besucher.

Kurz zu der Vierstelligkeit: Ja, inzwischen sind es tatsächlich weit über
2000 Unterseiten, ich glaub es selber nicht...*g*

Fiction Zone:
Stichwort Auslastung.
Eine private Homepage dieses Umfangs und mit so großem Zuspruch kommt nicht von ungefähr. Rückblickend betrachtet, wie viele Stunden Arbeit stecken in Elronds Haus?

Christina:
Das kann ich irgendwie gar nicht mehr sagen, obwohl es mich selbst interessieren würde... Es steckt wahnsinnig viel Arbeit drin, bestimmt mehrere 1000 Stunden. Am Anfang ging es ja nur darum, erstmal Inhalte und Grafiken zu erstellen, heute verwende ich - vorausgesetzt, ich habe Zeit und Lust - ungefähr eine Stunde pro Tag auf Updates. Tja, das dauert echt so lange, obwohl ich natürlich Vorlagen benutze. Ansonsten wende ich die Zeit für die Seite nach Lust und Laune auf, manchmal kann ich für eine Idee einen halben Tag dransitzen, manchmal nur 10 Minuten. Wenn irgendein kleiner Fehler da ist, lässt mir das irgendwie keine Ruhe, dann muss ich direkt den Dreamweaver anschmeißen und das korrigieren ;).

Fiction Zone:
Und zum guten Schluss: Jemand, der sich so sehr mit dem Herrn der Ringe beschäftigt hat, hat doch bestimmt eine Lieblingsszene, oder? Welche ist das?

Christina:
Auf eine kann ich mich so schlecht festlegen *g* - natürlich die Szenen in Elronds Haus, deshalb habe ich ja auch meine Seite darüber gemacht... sagen wir mal so, eine meiner Lieblingsszenen ist die Stelle, wo Frodo und Sam auf Gildor treffen und eine Nacht in Gesellschaft der Elben verbringen, und wie sehr Sam von ihnen beeindruckt ist: "Sam konnte niemals beschreiben und auch nicht sich selbst eindeutig erklären, was er in jener Nacht dachte oder fühlte, obwohl es ihm im Gedächtnis blieb als eines der wichtigsten Ereignisse seines Lebens." Diese Stelle fand ich wahnsinnig schön! Eigentlich ist das ganze erste Buch eine einzige Lieblingsszene, weil dort alle tollen Szenen auftauchen - die Hügelgräber, Toms Haus, der Alte Weidenmann...

Fiction Zone:
Danke schön, Christina, dass Du Dir für das Interview so viel Zeit genommen hast. :-) Allen, die jetzt neugierig geworden sind, sei Elronds Haus mit seinem großen Fanfiction-Archiv zum Herrn der Ringe ans Herz gelegt. Die Homepage von Christina findet Ihr im Internet unter www.elronds-haus.de.

Christina:
Danke für das Interview, hat mir Spaß gemacht :-).

[ mn ]


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