INTERVIEWS:
Ulrike, Autorin von Seribain

In unserem neuen Interview war Ulrike, die Autorin des Romans "Seribain" (
www.seribain.de) so lieb, der Redaktion einige Fragen zu beantworten.
Fiction Zone:
Auf Deiner Homepage Seribain (
www.seribain.de) beschreibst Du mit vielen schön ausgearbeiteten Details eine von Dir geschaffene Fantasy-Welt, die zudem Grundlage Deines Romans ist. Wieso hast Du eine phantastische Welt gewählt, um eine Geschichte zu erzählen?
Ulrike:
Nun ja, mich haben fremde Welten, bzw. Parallelwelten immer fasziniert. Ich habe schon als Kind Geschichten von Fabelwesen und phantastischen Reichen geliebt. Ich denke da zum Beispiel an "Die Unendliche Geschichte" von Michael Ende oder "Die Brüder Löwenherz" von Astrid Lindgren. Diese und andere Bücher habe ich damals verschlungen. Und bis heute lese ich noch immer mit Begeisterung Fantasy-Romane.
Als ich dann meinen ersten Roman geschrieben habe, spielte er selbstverständlich auch in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt mit Drachen, Feen und Elfen. Dieser Roman schlummert aber bis heute in meiner Schublade - das heißt ... nicht ganz. Daraus hat sich meine zweite Homepage "Talasil" entwickelt, die allerdings erst lange nach Seribain entstanden ist.
Bei meinem zweiten Roman (Seribain) wollte ich eigentlich gar keine Fantasy schreiben - etwas aus unserer Welt in Richtung Thriller. Aber die Geschichte ist mir einfach so aus den Fingern geflossen - ohne dass ich groß nachgedacht hätte. Und irgendwann ist sie in eine phantastische Welt abgedriftet - fast von allein *g*.
Je länger ich über diesem Roman gesessen habe, desto mehr entwickelte sich die Welt drumherum. Die Textteile, die in unserer Welt spielten, fielen bei den Überarbeitungen immer mehr dem Rotstift zum Opfer, bis zum Schluss fast die ganze Geschichte in dieser phantastischen Welt spielte. Es war nicht geplant - es hat sich einfach so ergeben.
Fiction Zone:
Wenn man sich an die Überarbeitung eines Textes setzt, fallen da Streichungen nicht furchtbar schwer? Schließlich steckt da bereits ein ordentliches Stück drin.
Ulrike:
Natürlich tut es immer weh, gerade längere Texte wieder zu streichen. Denn irgendwo hängt man natürlich an jedem Satz, den man zu Papier gebracht hat. Für ein Gesamtwerk ist es jedoch meist unerlässlich einzelne Szenen und manchmal sogar ganze Kapitel zu streichen, damit es passt. Aber es fällt leichter, wenn man selbst seine Texte streicht, bevor ein anderer Autor, der den Text gegenliest, oder gar der Lektor das macht. Das tut dann viel mehr weh.
Ich habe mir angewöhnt, lange Texte, die ich streiche, abzuspeichern und aufzubewahren. Nur weil sie nicht in den momentanen Roman passen, heißt es ja nicht, dass die Szenen schlecht sind. So mache ich aus diesen gestrichenen Szenen zum Beispiel Kurzgeschichten oder setzte sie in einem anderen Roman ein, in dem sie vielleicht besser passen. Dann war die Arbeit wenigstens nicht umsonst.
Fiction Zone:
Wie gehst Du an eine neue Geschichte heran? – Manche Autoren schreiben einen Handlungsstrang auf viele kleine Zettel und sortieren diese in verschiedenen Reihenfolgen, um die Geschichte zu testen. Andere widmen sich z.B. erst der Erarbeitung von Hauptfiguren. Wie ist Deine Herangehensweise?
Ulrike:
Meist resultieren meine Geschichten aus Träumen, die ich irgendwann einmal hatte und weitergesponnen habe, weil sie mir gefielen. Ich trage diese zusammengereimte Geschichte dann noch eine geraume Weile im Kopf herum, bevor ich sie aufschreibe. Dadurch habe ich schon einmal ein grobes Bild von den Figuren und dem Plot. Notizen mache ich mir kaum, denn alles was ich brauche, befindet sich in meinem Kopf. Wenn ich eine Idee für ausgereift halte, fange ich einfach an. Alles weitere ergibt sich von selbst beim Schreiben. Wie eine Geschichte enden wird, weiß ich meist erst, wenn ich beim Ende angekommen bin. Und dann kann es sein, dass ich beim Überarbeiten
noch einmal den Anfang und das Ende komplett über den Haufen werfe, weil mir etwas besseres eingefallen ist. Manche mögen jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und mich für unprofessionell halten, aber ich habe alle diese "empfohlenen" Varianten durchprobiert. Ich kann es nur auf meine Weise. Alles andere hemmt mich in meiner Kreativität.
Fiction Zone:
Auf Deiner Homepage finden sich nicht nur Bilder, sondern auch eine große Übersichtskarte Seribains. Du verzichtest zwar weitestgehend auf Notizen, aber wie wichtig sind bildliche Darstellungen für Dich bei der Erarbeitung Deiner Geschichten?
Ulrike:
Bilder spielen bei mir für die Erarbeitung einer Geschichte ebenfalls eine eher untergeordnete Rolle. Meist male ich die Bilder einfach aus Spaß, wenn ich die Geschichte fertig habe. Klar fällt es mir leichter, zum Beispiel eine Landschaft zu beschreiben, wenn ich ein Bild dazu sehe, aber es nimmt auch ganz eindeutig die Phantasie. Das ist der Grund, warum ich lieber ohne bildliches Material schreibe.
Eine Ausnahme bilden die Landkarten. Diese zeichne ich zu Beginn eines Projektes - sofern es überhaupt nötig ist. Aber es sind nur ganz grobe Skizzen, um zu wissen, wo ich welches Land platziere. Die endgültige Ausarbeitung mit allen Details erfolgt immer erst nach der Geschichte - weil
ich erst dann wirklich weiß, wo was liegt und ob es überhaupt noch existiert.
Fiction Zone:
Du hast ein Roman-Projekt fertig. Kommt dann das große Durchatmen, eine kleine kreative Pause oder startest Du direkt durch zum nächsten? – Eine Fortsetzung ist ja schon in Arbeit, wie ich sehe.
Ulrike:
Ich neige dazu, ein Roman-Projekt niemals als "fertig" zu betrachten, weil es immer etwas gibt, was man noch verbessern könnte. Ich schreibe immer an mehreren Romanen gleichzeitig, wobei zwischen den Texten immer längere Schaffenspausen liegen. Wenn ein Roman einige Zeit "gereift" ist, fallen mir tausend Dinge auf, die ich beim erneuten Lesen ändern möchte. Also ändere ich sie. Wenn ich dann zufrieden bin, nehme ich mir den nächsten Text vor.
Bis ich irgendwann wieder beim ersten angekommen bin. Wenn ich das Manuskript dann nicht sofort wegschicke, fange ich wieder damit an, es zu überarbeiten. Ist wohl eine Marotte von mir ;-).
Fiction Zone:
Aus Deiner Antwort entnehme ich, dass Du Dir selber ein scharfer Kritiker bist. Hast Du sonst noch Testleser, die Dich bei Deiner Arbeit unterstützen? Oder holst Du vor dem Versand eines Manuskripts keine andere Meinung mehr ein?
Ulrike:
Doch, ich hole mir immer die Meinung von anderen ein. Vor jedem anderen bekommt eine befreundete Autorin das Werk zu lesen, die es auf Herz und Nieren prüft. Sie ist eine harte Kritikerin - aber konstruktiv und ehrlich. Wenn ich das Werk von ihr zurückbekomme und erneut überarbeitet habe, geht es noch an zwei bis drei weitere Testleser.
Als Autor überliest man viele Dinge ganz einfach. Gerade deshalb finde ich es wichtig, wenn mehrere Leute ihre ehrliche Meinung kundtun. Nur so kann ich mich selbst verbessern. Klar kann ich es nicht allen recht machen, ist halt immer eine Geschmacksfrage. Das Wichtigste ist wohl, die "richtigen"
Testleser zu finden. Enge Freunde und Verwandte habe ich zum Beispiel aus dem Testleserkreis gestrichen. Es bringt mir nichts, wenn mir gesagt wird "alles ganz toll". Dadurch gewinne ich nichts. Besser werden kann ein Werk nur, wenn dir jemand klipp und klar sagt, wo eine Schwäche steckt und was vielleicht besser wäre.
Fiction Zone:
Wenn Du rückblickend ein Projekt betrachtest, kannst Du abschätzen, wie viel Zeit in einen Roman wie Seribain investiert worden ist?
Ulrike:
Nein, das kann ich unmöglich abschätzen. Die erste Fassung von Seribain habe ich 1997 innerhalb von drei Wochen aufgeschrieben. An dem Gesamtprojekt - und dazu gehören auch die beiden Fortsetzungen und die Homepage – arbeite ich jetzt seit über sechs Jahren. Wobei dazwischen auch Monate liegen, in denen ich keine Minute an dem Projekt gearbeitet habe. Wie viel Zeit davon
jetzt auf welchen Teil gefallen ist, lässt sich heute beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen. Ich weiß nur, das es etliche Stunden waren *g*.
Fiction Zone:
Stichwort Inspiration und Konzentration.
Musik kann inspirierend sein. Schreibst Du zur Musik oder bevorzugst Du bei Deiner Arbeit lieber die Stille? – Falls ersteres, welche Musik hörst Du dabei?
Ulrike:
Musik läuft bei mir tatsächlich fast immer im Hintergrund, weil ich es sehr inspirierend finde. Als ich Band 1 von Seribain geschrieben habe, lief die CD "dream sounds vol. 1" im Hintergrund. Diese Musik hat sich mit dem Projekt so verbunden, dass, wann immer ich diese CD höre, ich automatisch an Seribain denke ;-).
Welche Musik ich höre, hängt hauptsächlich davon ab, was ich schreibe. Wenn ich Fantasy schreibe, höre ich Musik in der Art von Mystera, Era, Lyra etc. Etwas mystisch und mittelalterlich angehaucht eben. Dabei kann ich mich am besten in diese Zeit versetzen.
Bei anderen Texten läuft hauptsächlich Del Amitri im Hintergrund. Diese Musik ist zwar weniger inspirierend aber dafür einfach schön *g*.
Fiction Zone:
Du erwähnst zwei Fortsetzungen zu Seribain und einen Zeitraum von sechs Jahren – mit Unterbrechungen – in dem Du an dem Projekt arbeitest. Fällt es leicht so lange an einer Geschichte am Ball zu bleiben? Wie hältst Du die Faszination, die zweifellos vorhanden sein muss, an einem so umfangreichen Projekt so lange aufrecht?
Ulrike:
Hauptsächlich wohl durch die Bestätigungen meiner Besucher oder Leser. Ohne ihr Lob oder ihre Vorschläge wäre Seribain vielleicht niemals so gewachsen. Zu sehen, dass sich andere Menschen für eine von mir geschaffene Welt und ihren Geschichten begeistern ist doch Ansporn genug, oder?
Aber da ist auch noch eine schwer zu beschreibende Liebe zu diesem Projekt, zu dieser Welt. Was genau es ist, kann ich nicht einmal sagen. Ich weiß nur, dass meine anderen Werke niemals solche Kreise gezogen haben und es vermutlich auch nie werden.
Fiction Zone:
Da klingt ein wenig Wehmut mit, trotzdem wird Seribain einmal fertig sein. Und ein Autor lebt auch von seinen Ideen.
Wenn das Projekt Seribain mit allen drei Romanen abgeschlossen ist, welchem Thema möchtest Du Dich dann widmen? Du erwähntest, dass Seribain ursprünglich einmal in Richtung Thriller ging?
Ulrike:
Seribain wird es sicher noch lange geben. Es ist zwar derzeit mein Hauptprojekt, aber ich schreibe nebenbei auch andere Sachen. So schreibe ich zum Beispiel gerade an einem Kinderbuch. Aber ich habe auch noch einen Romantik-Thriller geschrieben, den ich noch überarbeiten muss. Und das sind dann auch meine drei Genres: Fantasy, Romantik-Thriller und Kindergeschichten, und zwar in dieser Reihenfolge. Angefangene Romane und Konzepte habe ich noch einige hier liegen - nur nicht genug Zeit ;-).
Ich danke Dir für das Interview. Es hat mir Spaß gemacht!
Fiction Zone:
Ich habe zu danken, dass Du Dir soviel Zeit für das Interview genommen hast. Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Erfolg bei Deiner Arbeit als Autorin. Alle, die nun neugierig auf die Fantasy-Welt Seribain geworden sind, können sich einen Überblick unter
www.seribain.de verschaffen. Dort findet Ihr auch genaue Informationen des Romans "Seribain – Das Geheimnis einer fremden Welt".
[
mn ]
«Zurück | Seitenanfang