DRAMA:
Ray

Ausgabe: DVD
Produktion: 2005
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Ein junger schwarzer Mann steht auf einem staubigen Parkplatz am Rande einer Landstraße. Es ist
Ray Charles Robinson (Jamie Foxx). Er ist blind, und er will Musik machen. Für die Weiterfahrt muss er den Bus nehmen. In diesen Tagen sind die USA noch ein rassistisches Land. Der Busfahrer weigert sich zunächst, Ray mitzunehmen, da er nicht den Aufpasser für einen schwarzen Blinden spielen will. Ray erzählt ihm, er sei bei der Landung der Alliierten in der Normandie dabei gewesen und habe dabei sein Augenlicht verloren. Der Busfahrer hat Mitleid und nimmt ihn mit.
In der ewigen Nacht, die Ray seit seinem siebten Geburtstag durchlebt, gibt es die ständigen Alpträume über den Tod seines kleinen Bruders. Aber es gibt auch die Musik, die er am Klavier meisterhaft beherrscht und sein ganzes Leben beherrscht.
Auch andere Menschen um ihn herum erkennen dieses ungewöhnliche Talent. Zunächst wird er radikal ausgenutzt. Endlich befreit erkennt er den Betrug und wendet sich von den Menschen ab, die ihn hinters Licht geführt haben.
Eine Zeitlang läuft es besser für Ray, doch er beginnt auch damit, Heroin zu nehmen. Die Drogen begleiten ihn, während er von Auftritt zu Auftritt fährt, die ersten Platten aufnimmt und die Liebe seines Lebens,
Della Bea (Kerry Washington), kennen lernt. Obwohl er an diesem Punkt endlich glücklich sein könnte, nimmt er weiterhin Heroin, betrügt seine schwangere Frau und macht sich trotz tiefer Freundschaften in seinem Umfeld nicht gerade beliebt.
So unsensibel wie Ray mit sich selbst umgeht, so unsensibel ist er auch mit anderen, besonders mit Frauen, die er zwar braucht, aber ebenso schnell fallen lässt – außer Della Bea, die ihn auch nach dem x-ten Betrug nicht verlässt.
Sein Erfolg reißt nicht ab, bis auch er die Bürgerrechtsbewegung nicht länger ignorieren kann. Als er ein Konzert in Georgia kurzerhand absagt, erhält er 1964 dort Auftrittsverbot bis an sein Lebensende.
Seine Drogensucht wird öffentlich. Schicksalsschläge reißen nicht ab und immer noch wird er von seiner Vergangenheit verfolgt. Erst als er einen qualvollen Entzug hinter sich bringt, wendet es sich zum Besseren.
1979 wird er in Georgia rehabilitiert.
Georgia in my mind wird zur offiziellen Hymne des Bundesstaates erklärt.
Jamie Foxx ist Ray Charles.
Nun, er ist es natürlich nicht, aber sein intensives Spiel war der Jury einen Oscar für die beste männliche Hauptrolle wert. Foxx hatte das Glück, Ray Charles noch kennen zu lernen. Wer sein Auftreten in zahlreichen Szenen im Privatleben wie auf der Bühne im Film betrachtet, wird von der Ähnlichkeit verblüfft sein.
Ein ähnliches intensives Spiel in einer Musiker-Biographie hat es bisher wohl nur in
What’s love got to do with it mit
Angela Bassett in der Rolle der
Tina Turner gegeben.
Natürlich ist es nicht die Ähnlichkeit allein. Gegenüber anderen Filmen von Jamie Foxx (Stealth, Collateral), in denen seine schauspielerische Leistung nicht so sehr gefragt war, darf er in
Ray über alle Maßen zeigen, was er kann. Die Charaktereigenschaften von Ray Charles, die den Sänger nicht unbedingt sympathisch machen, der seelische und körperliche Verfall durch die Drogen, all das spielt Foxx so eindringlich, dass der Zuschauer wenn schon nicht Sympathie so doch wenigstens Mitleid empfindet.
Was den Film zu etwas Besonderem macht, ist seine perfekte Besetzung bis hin zur letzten Nebenrolle. Ob es die Bandmitglieder sind, die Freunde vom Independent Label, die verschiedenen Frauen in Rays Leben, alles formt sich zu einem sehr durchdachten und inszenierten Ganzen.
Daneben besticht eine glänzende Ausstattung, eine sehr gute Kameraführung und ein toller Querschnitt durch die Musik von Ray Charles.
Eine gute Biographie eines populären Menschen hat neben der Figur auch das Umfeld und die Zeit im Blick. So wird aus dem Leben von Ray Charles auch eine Reise durch die amerikanische Geschichte. Es ist eine Reise durch den rassistisch geprägten Süden in vergangenen Tagen. Es ist eine wunderbare Reise durch die Musik, jene, von der Ray Charles geprägt wurde und die er selbst mit seinen Ideen prägte.
Am Ende bleibt ein großartiger Film für jene Cineasten, für die die Charaktere im Film echt sein müssen. Ein packendes Drama und glänzende Unterhaltung. Beide Daumen rauf!
[
mn ]
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