COMEDY:
The Winner - Heiße Nächte in Las Vegas

Ausgabe: DVD
Produktion: 1996
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Philip (Vincent D´Onofrio) ist ein Jedermann, doch was ihn zu etwas Besonderem macht, ist eine ganz einfache Tatsache: Er ist ein Gewinner. Jeden Sonntag geht er in ein bestimmtes Kasino und spielt. Immer gewinnt er. Seither setzt sich diese Serie fort. Kingman (Delroy Lindo), der Besitzer des Kasinos, ist nicht erfreut über diese Gewinnserie, aber er lässt den Sonderling gewähren, der, um das Maß voll zu machen, am Ende eines Abends seinen gesamten Gewinn verschenkt.
Philips sorgloser Umgang mit Geld macht andere Zeitgenossen neugierig. Louise (Rebecca De Mornay), eine nicht mehr ganz so taufrische Barsängerin, ist eigentlich mit Jack (Billy Bob Thornton), dem Sicherheitschef von Kingman, zusammen. Gemeinsam fassen sie den Plan, Philip auszunehmen. Sobald Philip ordentlich gewonnen hat, soll Louise Philip das Geld unter einem fadenscheinigen Vorwand abluchsen. Zusammen mit Jack will sie dann einen neuen Anfang wagen.
Die Sache hat nur einen Haken: Louise verliebt sich in Philip. Seine naive Art, seine Sorglosigkeit, die gerade in Las Vegas nicht häufig ist, nimmt ihn für sie ein.
Damit nicht genug. Frankie (Richard Edson) und Paulie (Saverio Guerra) haben ebenfalls einen Plan. Gemeinsam mit Joey (Frank Whaley), den sie von auswärts einladen, wollen sie Philip für sich einnehmen und dann ausnehmen. Das Trio gehört nicht zu den hellsten Gangstern unter der Sonne von Nevada. Und ganz so dumm ist Philip dann doch nicht geraten.
Als wäre das noch nicht genug, taucht denn auch noch Philips Bruder Wolf (Michael Madsen) wieder in Las Vegas auf. Seine erste Tat: den eigenen Vater umzubringen. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem er eine Geschichte auftischt, schafft er die Leiche beiseite.
Louise zieht ihre Geschichte gegenüber Philip durch. Sie soll eine Mafia-Rechnung begleichen. Philip soll ihr das Geld aus seinen Gewinnen beschaffen. Und schon steht der nächste Haken postwendend vor der Tür: Philips Glückssträhne reißt ab.
Las Vegas ist das Paradies des schönen Scheins und der Verlierer. Die Komödie bildet genau das ab. Zum Teil ist es ein Kammerstück. Die Geschichte, verfasst von Wendy Riss, nimmt einerseits Vegas als ganzen Ort als Spielwiese für sich in Anspruch, zeigt aber auch gleichzeitig wie klein Vegas ist, wenn sich ein Mensch nur zwischen Spelunke, Wohnung und Spielkasino bewegt. Geld ist Gott oder etwas, mit dem man sich ein gottgleiches Leben verschaffen kann.
Die Realität sieht dann doch noch anders aus. Jemanden über den Tisch zu ziehen, kann in richtige Arbeit ausarten. Hat sie auch kein richtiges Ergebnis, so artet sie doch in ähnlichen Stress aus. Bei all dem bleiben die Charaktere seltsam konturlos, vielleicht weil sie für nichts richtig einstehen. In der zweiten Hälfte des Films ändert sich das für einige Figuren zusehends.
Vincent D´Onofrio, bekannt als Kakerlakenhülle in
Men in Black und etwas anderer Cop in der Serie
Criminal Intent gibt den naiven Philip auf sehr natürliche Weise. Zuerst erscheint er dem Zuschauer auch noch als äußerst dumm, bis sich Philips Prioritäten im Leben immer mehr herauskristallisieren. Für ihn wiegt die Liebe zu Louise schwerer als alles andere. Als seine Strähne abreißt, leiht er sich das nötige Geld von einem der windigsten Gestalten in Vegas. Für sie riskiert er seinen eigenen Tod. Denn nichts anderes erwartet ihn, wenn er das Geld nicht mit einhundert Prozent Zinsen zurückzahlt.
Amerikaner mögen gerne Märchen. Die Legende vom amerikanischen Traum kommt nicht von ungefähr. Es ist eine Mentalität. In diesem Film leben alle diesen Traum, oder besser, sie glauben noch an ihn. Als die Seifenblase platzt und Louise erkennt, was Philip bereit ist, für sie zu tun, will auch sie von ihrem Irrweg ablassen und sich ganz auf Philips Seite stellen.
Aber dieses Märchen ist eines, das nicht gut ausgeht.
Es ist keine todernste Geschichte von Verlierern im Sinne einer
Endstation Sehnsucht, es ist allerdings auch keine Geschichte im Sinne von
Pulp Fiction. Der Film balanciert auf dem Grad zwischen Komödie und Gangstergeschichte.
Mich stört an dem Film einzig der Schluss. Die Handlung macht ihn jedoch unausweichlich und alles andere wäre unglaubwürdig. Daumen rauf.
[
mn ]
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