ANIMATION:
Anne mit den roten Haaren

Ausgabe: DVD
Produktion: 1979
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Kanada, 1870. Die kleine Anne ist ein Waisenkind. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich ein Zuhause zu haben. Eines Tages wird sie von Mrs. Spencer im Zug mitgenommen. Auf einem Bauernhof, Green Gables, leben Matthew und Marilla, ein Geschwisterpaar, ein einsames Leben. Sie haben nie geheiratet, noch haben sie Nachkommen. Sie wünschen sich einen Jungen, der ihnen auf dem Hof hilft und eines Tages ihre Nachfolge antreten kann.
Mit Anne haben sie nicht gerechnet.
Anne besitzt eine blühende Phantasie, ein herzliches offenes Wesen und ihr Mund steht vor lauter Reden einfach nicht still, wie Matthew und Marilla nicht umhin kommen festzustellen.
Das Land rund um Green Gables ist wunderschön zu dieser Jahreszeit. Während die kleine Kutsche mit Matthew und Anne auf das Landgut zuhält, gewinnt Anne das Herz des älteren Mannes.
Marilla, die erstaunt ist, dass sich Matthew so leicht um den Finger wickeln ließ, erliegt bereits am nächsten Tag dem Charme des kleinen Mädchens. Aber äußerlich will sie sich nicht erweichen lassen. Sie macht sich mit Anne auf den Weg zu Mrs. Spencer, weil sie eine Stellungnahme will, warum das Waisenhaus ihnen keinen Jungen schickte.
Anne hatte keine schöne Kindheit. Als ihre Eltern starben, war sie noch ganz klein. Daraufhin wurde sie zwar von einer anderen Familie aufgenommen, aber die hatte es schon schwer genug. Irgendwann als sie nicht mehr dort bleiben konnte, nahm eine andere Familie sie auf. Annes Fähigkeit, gut mit Kindern umgehen zu können, hatte sich herumgesprochen. So sorgte sie jetzt für eine Rasselbande Zwillinge. Als der Vater der Familie starb, endete auch diese Zeit.
Anne war überzeugt, dass ein Mädchen mit roten Haaren niemals eine liebe Familie finden würde. Marilla erliegt ihrer Zuneigung zu Anne.
Selten hatte eine Zeichentrickserie eine solch liebenswerte Hauptfigur.
Von Anne kann sich der Zuschauer, ebenso wie Matthew und Marilla, nur schwerlich losreißen. Das liegt natürlich auch an der mitreißenden Stimme von Inez Günther. Sie spricht das Mädchen mit so viel Herz, dass Anne regelrecht lebendig davon wird. Der Redefluss von Anne geht dem Zuschauer sehr nah.
Zuerst belustigt es, dann berührt es. Annes Sicht der Welt, der Natur, der Menschen ist auf eine kindliche Weise ziemlich erwachsen. Natürlich weiß Anne nicht, wie erwachsen diese Sichtweise ist. Sie besitzt eine einzigartige Beobachtungsgabe und eine besondere Art, diese Beobachtungen auszudrücken. Auf diese Weise gewährt sie auch den Erwachsenen um sich herum eine ganz neue Sicht auf die Welt – eine Sicht, die den Erwachsenen einfach verloren gegangen ist.
Isao Takahata ist weitaus bekannter durch die Umsetzung des Kinderbuch-Klassikers
Heidi. Hier wie dort ist es eine ernsthafte Handlung. In
Anne mit den roten Haaren ist das Schicksal des kleinen Mädchens aber noch packender, als ich es von Heidi in Erinnerung habe. Anne bekommt von ihren Erzählern nichts geschenkt, trotzdem ist sie ein tapferer kleiner Charakter, der durch sein Durchhaltevermögen und scheinbar grenzenlosen Optimismus durchaus vorbildhaft ist. Der moralische Zeigefinger fehlt jedoch. Wunderbar ist der Einfluss, den Anne auf Matthew hat.
Ich persönlich finde die Machart so mancher Anime-Serien der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts deutlich besser als die heutiger Serien.
Anne mit den roten Haaren wirkt dank seiner sehr warm und lebendig gestalteten Hintergründe sehr liebevoll umgesetzt und zu keiner Zeit einfach nur heruntergekurbelt, wie es bei heutigen Serien den Anschein hat.
Außerdem verleihen die von Hand gemalten Hintergründe viel mehr Tiefe in
Anne mit den roten Haaren.
Die Animationen selber sind klassisch, wie es der Zuschauer von
Heidi oder der
Biene Maja her kennt. Doch hinter aktuellen Anime-Serien braucht sich die vorliegende Serie auch nicht zu verstecken. Ich möchte nicht unbedingt behaupten, dass früher alles besser war, aber qualitativ hat
Anne mit den roten Haaren so mancher aktueller Serie einiges voraus.
Eine sehr schöne Verfilmung für Kinder, inhaltlich viel wertvoller als moderne Trickserien aus Japan, die keine Literaturvorlage haben.[
mn ]
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