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FRAGMENTE: Zoobot 01


Prolog

Über ihm drehte sich der altmodische Deckenventilator. Er fühlte sich an Casablanca erinnert. Kein Wunder bei dieser Atmosphäre. Dunkel war es. Dunkel und geheimnisvoll. Jene mattschwarzen Fotos an den Wänden taten ihr übriges. Verblichene Zeugnisse von vergangenen Tagen in denen so manches besser war.
Der Mann auf dem Bett lachte in sich hinein. Jetzt liege ich hier in diesem Nostalgiehotel mitten in Berlin und eigentlich sollte ich da draußen sein, den anderen jagen helfen, dachte er bei sich.
Ab und zu konnte er ein Kreischen von der Straße hören. Wieder einen erwischt. Diese widerlichen Dinger. Ausgeburten wilder Phantasien und schlechter Geschichten. So abgrundtief häßlich. Wie hatte man je auf die Idee kommen können, solchen Dingern zu vertrauen, oder gar glauben können, daß man diese Monster beherrschen konnte.
Ich habe ziemlich schnell resigniert, ermahnte er sich. Schließlich ist noch nicht aller Tage Abend. Die Bundeswehr und die Polizei werden die Angelegenheit schon in den Griff bekommen.
Einen Stock tiefer wurde eine Scheibe eingeschlagen. Eine Rollade von ausladenden Krallen zerbrochen. Schreie wurden laut. Diese Dinger machten vor nichts halt. Nicht einmal vor so etwas schönem wie diesem romantischen Hotel. Ächzend wälzte sich der Mann von dem Bett herunter. Der lange Wandspiegel in der Ecke ließ kurz seine hagere Gestalt erkennen.
Er schlüpfte mit den Füßen in seine Stiefel. Schritt für Schritt überwand er langsam die Entfernung zur Kommode. Obenauf lag die Automatikpistole. Er überprüfte kurz das Magazin, das wie am Abend zuvor randvoll war. Insgesamt 12 Patronen. das würde ausreichen.
Auf dem Weg zur Tür kam er wieder am Spiegel vorbei. Westernstiefel, Pistole in der Hand, ein hartes Grinsen im Gesicht und schon sieht man aus wie Clint Eastwood, dachte er. Er verschwendete keinen weiteren Blick auf sein lächerliches Ebenbild, sondern legte die linke Hand auf die Türklinke. Sein Atmen beschleunigte sich. Eigentlich wollte er nicht. Vieles in ihm sträubte sich davor ein Held zu sein. Er riß die Tür mit einem Ruck auf, sah diesem Ding genau in die Augen und schoß.

Kapitel 1

Da saß er nun in diesem wunderbaren Restaurant im Europa-Center in Berlin. Er fühlte sich wie ein kleiner König in seinem eigenen kleinen Reich. Er hatte ein fürstliches Mahl hinter sich und genoß jetzt das Gefühl, das ihm sein Magen vermittelte und war ganz einfach zufrieden.
Harald Steinmetz wartete auf seinen Espresso und schaute sich derweil lächelnd unter den anderen Gästen um. Für ihn war es wie ein Wunder hier zu sein. Immer schon hatte er diesen Traum gehabt in einer Weltstadt zu arbeiten und gleichzeitig einem interessanten Beruf nachzugehen. Beides würde sich nun erfüllen. In zwei Tagen würde er seine neue Stelle bei Zoobot Elektronik antreten. Diese Gedanken kreisten fortwährend in seinem Hirn und bescherten ihm seit mehreren Wochen das Gefühl auf Wolken zu laufen.
Allerdings je näher der Termin kam, desto nervöser wurde er. Das ist ganz natürlich, sagte er sich. Deine Neugier wird schließlich siegen und du wirst deine Nervosität verlieren. Nervosität kannst du dir in deinem Beruf nicht erlauben. Es trübt dein Urteilsvermögen. Eine Standpauke dann und wann konnte Wunder wirken.
Sein Blick war an einer Frau hängengeblieben. Er war auch nur ein Mann. Leider war es ihm bis heute nicht allzu oft vergönnt gewesen, dieses auch zu beweisen. Sein Beruf, er war Sozialpädagoge, brachte ihn zumeist mit Kindern zusammen. Eben diesem Betätigungsfeld würde er auch bei Zoobot Elektronik nachkommen. Aber diese Frau dort drüben lenkte ihn eine gewisse Zeit von seinen Zukunftsaussichten ab. Lange blonde Haare, der Mode entsprechend nach hinten gebunden, ein hautenges Abendkleid mit goldenen und silbernen Streifen durchsetzt. Puppenhafte Augen und volle Lippen, die sanft an einem Weinglas nippten.
"Ihr Espresso, bitte.", holte ihn der Kellner aus seinen Träumen.
"Danke.", murmelte Steinmetz.
Unbeholfen setzte er die winzige Tasse an den Mund und verbrannte sich an der heißen Flüssigkeit fast die Zunge. Ein Tropfen rann aus seinem Mundwinkel herab, den er ebenso ungeschickt mit der Serviette abwischte. Du bist ein Trampel, Harald, dachte er.

[ mn ]


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