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Startseite » Fiction Zone » DER KLEINE KRIEGER » Der Unterhandel #5

DER KLEINE KRIEGER: Der Unterhandel #5


Tl'umrak hatte den kleinen Krieger nicht verstanden, da dieser in seiner Muttersprache gefragt hatte, allerdings wiederholte er ständig das Wort: "Meerish!"
"Meerish, was? Was bedeutet das? Rede mit mir, Tl'umrak!"
Ringsherum auf den Hügeln, an den Schmalspitzen der Insel im Fluss landeten waffenstarrende Insektoiden. Ihre Köpfe schmückten stachelige Helme, eine große Anzahl führte auf gleiche Art bewehrte Kampfstangen und Schilde mit sich. Ihre Flügel brummten in einem fort, verbreiteten offensichtlich Panik unter den Tchok und Umrak.
"Aasfresser, kleiner Krieger. Die Meerish sind Aasfresser. Sie fallen über Tote und Sterbende her. Meerish - sind die größte Volksgruppe unter den Djeloscha. Unser Konflikt wird für sie ein Festmahl."
Keine Ansammlung von Kriegern war für Hutzel Longear so überwältigend gewesen wie diese. Was sollte sie aufhalten, dachte er. Ein Drache? Dieser geballten Macht stände auch eines der mächtigsten Wesen, das der kleine Krieger je gesehen hatte, voller Ohnmacht gegenüber.
"Dann darf es zu keinem Konflikt kommen." Hutzel zwängte sich zwischen den Umrak hindurch, ging zu Keinfussabhand hinüber, der das Geschehen ebenfalls mit großen Augen verfolgte. Keiner der Umstehenden beachtete die beiden Freunde, als der kleine Krieger dem Walddämonen etwas zuflüsterte und dieser sogleich unter den Umrak und um sie herum weg hüpfte.
In Ufernähe sprang Hutzel die Arme schwenkend in die Höhe. Er versuchte Mon'Tchok auf sich aufmerksam zu machen. Die Delegation hatte die Kampfstäbe in die Luft gerichtet, obwohl sie doch wissen sollten, dass die Meerish zu diesem Zeitpunkt noch keinen Angriff unternehmen würden. Schließlich ließ Mon'Tchok doch noch den Blick schweifen, und er sah den kleinen Krieger. Hutzel winkte, forderte ihn auf, zu ihm herüber zu kommen.
Dem Tchok fiel es augenscheinlich schwer, sich auf diese neue Situation einzustellen. Er machte seine Begleiter auf den kleinen Krieger aufmerksam. Eine kurze Beratung erfolgte. Beinahe hätte der kleine Krieger an keine Reaktion mehr geglaubt, als sich die gesamte Gruppe wohl dazu entschloss auch den Rest des Flusses zu überqueren. Wieder tauchten die Tchok in die Fluten ein. Hutzel begab sich zu der Stelle, wo er das Boot gelandet hatte und erwartete sie dort.
Das Durchqueren des Flusses gestaltete sich schwieriger als zuvor. Ein Tchok driftete von der Gruppe ab. Sein Kampfstab ging verloren und trieb den Fluss hinab. Ein Schwarm der Meerish stieg auf, flog über die Schwimmenden hinweg, sehr dicht und nicht wenige hieben mit ihren Stäben nach den Tchok. Aber diese ließen sich nicht beirren. Sie kämpften tapfer gegen den Fluss - sofern Tapferkeit für sie einen Wert besass.
Hutzel fieberte mit ihnen. Vieles um ihn erinnerte an ähnlich kritische Geschehnisse. Leider endeten sie nicht immer gut. Sie mussten es schaffen.
"Schwimmt!" schrie der kleine Krieger. "Schwimmt!" Er scherte sich nicht um die umstehenden Umrak. Sollten sie ihn für einen seltsamen kleinen Wicht halten. Hutzel schrie seine Kehle heiser und hörte erst auf, nachdem sich Mon'Tchok bereits am Ufer aufrichtete und das Ankommen seiner Gefährten verfolgte.
"Dem Vulkangott sei Dank!" Unbemerkt wischte er sich Tränen aus den Augenwinkeln.

Mon'Tchok trat auf ihn zu. "Was machst du da?"
"Nichts", entgegnete der kleine Krieger und rieb zuletzt über seine ausladenden Augenbrauen. "Gar nichts. Lass uns reden. Die Lage ist ernst."
"Ernst? Du meinst die Meerish? Es ist die Aufgabe der Meerish, Konflikten beizuwohnen."
"Es ängstigt dich nicht?" Hutzel fasste es nicht. Irgendetwas musste dieses Volk doch aus der Reserve locken. Welches Volk würde einen Kampf anstrengen, wenn es sah, dass die Aasfresser schon auf der Tribüne Platz genommen hatten?
"Das, was ihr Weichwesen Angst nennt, hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Sollte es mich ängstigen, was nach meinem Tod geschieht? Nein. - Du hast uns gerufen."
"Wir müssen diesen Konflikt beenden."
"Warum?"
Hutzel schloss einen Moment lang die Augen. "Ich möchte dich und Tl'umrak zu einem Gespräch unter sechs Augen einladen."
Der Insektoid ließ sich einmal mehr auf seine mittleren Extremitäten nieder und brachte seinen gewaltigen Kopf näher an den kleinen Krieger heran. "Ich bin Krieger. Kein Ratsmitglied des Kollegiums. Tl'umrak gehört dazu. Es ist nur richtig, wenn Ratsmitglieder untereinander sprechen. Ich befehlige nur die anderen Krieger."
Der kleine Krieger bändigte seinen inneren Aufruhr. Im Falle eines Kampfes und der anschließenden Katastrophe wäre er nur eine Süßspeise für die Meerish. "Wo ist euer Ratsmitglied?"
"Krank. Dlalam'Tchok kann nicht erscheinen. Es geht mit ihm zu Ende. Im Kreise seiner Weibchen wird er sterben."
Nur eine sehr kurze Distanz trennte Hutzels Nase von Mon'Tchoks Kiefern. Die Ausdünstungen des Insektoids brachten seine Augen neuerlich zum Tränen. "Dann wirst du verhandeln!"
"Verhandlungen werden von Ratsmitgliedern ..."
"Eure Regeln interessieren mich nicht! Du wirst mit Tl'umrak reden. Bedeutet es Stärke für die Tchok, sich hinter Regeln zu verstecken?"
Mon'Tchok schwieg. Regeln zu übertreten gehörte nicht zu ihrer Lebenseinstellung.
Der kleine Krieger wusste nicht, was der Verstand des Insektoiden zu lösen versuchte. Aber er gab nicht auf. "Ist der Tod von Dlalam'Tchok sicher?"
"Ja. Er wird den nächsten Tag nicht erleben."

Wird fortgesetzt.

Quelle: Der kleine Krieger

[ mn ]


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