SCIENCE FICTION:
Die Schiffbrüchigen der Zeit #1

Verlag:
Bastei VerlagAusgabe: Album
Erschienen: 1977
Der Planet der schlafenden Göttin
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wird die Menschheit vom großen Verderben heimgesucht. Da die Menschheit nicht an ihr eigenes Überleben glaubt, will sie wenigstens ein Paar ihrer Spezies retten. Christopher und Valerie, ein Mann und eine Frau, werden in das All geschlossen. Eingeschlossen in Raumblasen dämmern sie in einem Tiefschlaf dahin, während sie in einer elliptischen Bahn um die Erde kreisen. Alle 125 Jahre kommen sie der Erde nahe genug, um wieder eingefangen zu werden. Im Jahre 2990 wird Christopher von den überlebenden Menschen der Erde geborgen.
Die Neuigkeiten, die Christopher erfährt, sind nicht gut. Das Verderben ist zurückgekehrt: Riesige Sporen, die in der Atmosphäre eines Planeten wachsen, bis sie aufplatzen und mit ihrem Inneren allem Leben ein Ende setzen. Die letzten tausend Menschen sollen endgültig evakuiert werden. Christopher erfährt außerdem, dass die Frau, mit der er ins All geschossen wurde, unauffindbar und schon seit langem im All verschollen ist. Mara, die Frau, die ihn gerettet hat, weicht nicht mehr von Christophers Seite. Nur eine kleine Gruppe macht sich auf den Weg aus dem Sonnensystem.
Die Flucht ist gefahrvoll. Nach einer unglaublichen Begegnung mit lebendem Metall auf einer verlassenen Raumstation gelangen sie auf die Venus. Auf dem stürmischen Planeten werden sie von Abraxen angegriffen. Die Menschen stehen einer intelligenten Rattenspezies gegenüber. Aber an diesen Ratten ist noch mehr seltsames. Sie haben Kampfroboter geschaffen, die alle mit dem Abbild des Gesichts von Valerie, der verschollenen Frau, geschmückt sind. Christopher hat sein erstes Indiz. Wenig später findet er eine Aufzeichnung in einem Schiff der Abraxen. Dort kann er sehen, wie die außerirdischen Ratten Valerie mitsamt ihrer Raumblase geborgen haben.
Die Spur führt zum Planeten Limavan. Auf einem der äußeren flüssigen Ringe, der auch als Totenfluss bekannt ist, treibt Valerie immer noch in ihrer Raumblase.
Die beiden französischen Künstler und Autoren Paul Gillon (geb. 1926) und Jean-Claude Forest (1930 – 1998) gehören zu den Meistern ihres Fachs. Wer einerseits die Geschichte betrachtet und andererseits einen genauen Blick auf die Zeichnungen wirft, kann dem nur beipflichten. Forests größter und bekanntester Erfolg ist die Figur der Barbarella. Ähnlich der Geschichte rund um Barbarella sind auch die Handlungsstränge und die Umgebungen im vorliegenden Comic eher ungewöhnlich.
Die beiden Autoren folgen mit der Handlung rund um Christopher, Mara und Valerie keinem gängigen Strickmuster. Wollte man einen Vergleich anstellen wollen, bliebe einzig ein Vergleich mit den eigenen Alpträumen, in denen alles möglich ist.
Die Zeichnungen sind hier in Schwarzweiß gehalten und werden im vorliegenden Band nur von ein, zwei verschiedenen Olivtönen unterstützt. Die vergleichsweise zu aktuellen Comics sehr sparsame optische Aufbereitung stört aber nicht. Sie unterstützt die surreale Handlung nur noch. Es entsteht der Eindruck, dass Farbe der Geschichte nicht einmal gut tun würde. Teilweise wird mit sehr starken Kontrasten in Licht und Schatten gearbeitet.
Es ist kein Wunder, dass dieses Werk mit dem Grand Prix Phenix gekürt wurde, der einmal der bedeutendste Comic-Preis in Europa war.
Neben all diesen feinen Ausarbeitungen (und auch ein wenig Tiefgang), mit dem der Comic aufwarten kann, ist die Geschichte auch noch spannend zu lesen und ist zu keinem Zeitpunkt langweilig, da die Beschreibung dieses Universums mit eingebunden wird. Daumen rauf für ein wirkliches außergewöhnliches Leseerlebnis.
[
mn ]
«Zurück | Seitenanfang