ABENTEUER:
Störtebeker 1 - Freunde und Feinde
Verlag:
Carlsen ComicsHeft-Nummer: 1
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 3-551-77531-1
Bestellen bei:
Amazon
Im Jahre 1390 befand sich Mecklenburg im Krieg mit Dänemark. Um dem Feind zusätzlichen Schaden zuzufügen, gaben die Städte Wismar und Rostock Kaperbriefe an freie Seefahrer aus, die bereit waren dänische Handelsschiffe zu überfallen. Diese Gemeinschaft von legalen Seeräubern nannte man die Vitalienbrüder.
Inhalt:
Wismar im Winter des Jahres 1394. Der junge Klaus Störtebeker hat soeben den Patrizier der Stadt ausgeraubt, eine Aktion, die sein Freund, die Möwe Weddemunkel, mit großer Furcht verfolgt. Weddemunkel glaubt schon, dass Klaus’ Wagemut den Kopf kosten wird, sieht sich jedoch getäuscht. Mit einem kleinen Vermögen und den Ringen, die Klaus von den Fingern des schlafenden Patriziers gestohlen hat, gilt es nun für die beiden einen schnellen Weg weit fort von Wismar zu finden. Wieder nutzt Klaus sein Talent und stiehlt sich einen Passagebrief.
Doch an Bord der Kogge kommen Klaus und sein gefiederter Freund vom Regen in die Traufe. Das Schiff befindet sich auf dem Kurs nach Stockholm, die zwar von den Dänen belagert, aber noch nicht eingenommen worden ist. Da der König von Schweden ein Mecklenburger ist, sehen die Seefahrer es als ihre profitable Pflicht an, den Schweden Versorgungsgüter zu bringen.
Mitten auf dem Meer finden sie Gödeke Michels, ein Raubein von einem Seemann, dessen Begrüßung noch freundlich ausfällt, der jedoch sogleich im Anschluss den Kapitän der Kogge mit einem Messerwurf tötet.
Dank Klaus, der Situation zu nutzen weiß, wird Gödeke der neue Kapitän der Kogge – und Dank eines Versprechens viel Gold zu erhalten. Jenes Diebesgut, das Klaus dem Patrizier von Wismar entwendete.
Die Bande muss sich bei ihrer Ankunft an Schwedens Küste mit angreifenden Dänen herumschlagen. Wieder ist es einer List von Klaus zu verdanken, dass der gegnerische Angriff glimpflich für die Seeräuber verläuft. Aber damit nicht genug. Die Bande, die sich entschlossen hat, Stockholm nicht zu helfen, sondern zu plündern, gerät unversehens in Verwirrspiel von Ränken und Intrigen an deren Spitze die unfreiwillige Befreiung Margarethe, der Königin Dänemarks, steht.
Meinung:
Der erste Band der Abenteuer des jungen Klaus Störtebeker ist ein klassischer Comic-Cartoon. Seine Zeichnung sind handgemacht, also noch althergebracht am Zeichenbrett entstanden – jedenfalls gibt es eine ganze Reihe von Anzeichen, die für diesen Umstand sprechen. Gerade die penible Perfektion, die diesem Comic fehlt, macht die Lektüre erfrischend anders im Gegensatz zu den heute vielfach am Computer kolorierten Zeichnungen anderer Produktionen.
Das Thema wird durchaus heiter, andererseits aber auch mit einer gehörigen Portion Ernsthaftigkeit angegangen. Kaum glaubhaft scheint es, dass Klaus Störtebeker mit einer sprechenden Möwe unterwegs war. Das ist die heitere Seite, die Comic-Geschichte. Die Möwe Weddemunkel reiht sich allerdings nahtlos in die Darstellung jener Zeit ein, in der ein Menschenleben nicht allzu viel wert war und unter Seeräubern sowieso nicht. Der junge Klaus scheint trotz seiner Jugend diese Lektion schon gelernt zu haben, denn entgegen der allgegenwärtigen Gewalt ist er nie in irgendeiner Form verstört. So ist es auch kein Wunder, dass er Gödeke Michels bald überflügelt und diesem dem Rang abläuft.
Einzig als Klaus tatsächlich zum ersten Mal für den Tod eines Menschen verantwortlich ist, reagiert er mit einer gewissen Nachdenklichkeit. Gödekes Rat: Spätestens nach dem fünften Mord hörst du auf, darüber nachzudenken.
Entsprechend fällt denn auch Klaus’ Kommentar aus, als ihm einfällt, wie er die angreifenden Dänen aufhalten kann: Ich glaube, ich weiß, wie ich meine fünf Toten schnell beisammen habe.
Da liegt auch ein wenig der Hund begraben. Oberflächlich betrachtet, ist es ein Jugend-Comic, dessen kindlicher Stil ein bisschen Witch-mäßig ist. Andererseits zeichnet die Geschichte die mittelalterliche Welt zwar ein wenig zurückhaltend und doch ungeschminkt. Auf diese Weise fällt es mir schwer, Klaus als Sympathiefigur für Kinder zu begreifen, denn er kann sein Überleben letztlich nur durch Stehlen und Töten sichern. Eine Seeräubergeschichte wie die Schatzinsel ging da vielleicht einen eleganteren Weg. Wie dem auch sei, lässt man diese Aspekte außer Acht, ist der Comic unterhaltsam und flüssig erzählt. Kleine Details scheinen einer wahren Überlieferung entnommen zu sein, so zum Beispiel Störtebekers Trick, das Eis rings um sein eingefrorenes Schiff aufzuhacken, auf dem die am Morgen anrückenden Dänen einbrachen.
Die Spannung ist durchweg gewährleistet und Weddemunkel, die Möwe, ist ein ums andere Mal für ein Schmunzeln gut.
Wer als Comic-Fan einmal einen Band zur Hand nehmen möchte, der auf ein Stück historischer deutscher Vergangenheit zurückgreift, was selten genug vorkommt, sollte einen Blick riskieren. Ich denke nicht, dass er (oder sie) enttäuscht wird.
[
mn ]
«Zurück | Seitenanfang